Das sind die Ideen des Citymanagers Lukas Ottiger

June 15, 2023

Diese Woche hat das Team um den Innenstadt-Entwickler Lukas Ottiger Massnahmen vorgestellt, wie die Innenstadt belebt werden soll. An der Versammlung von Pro City seien diese auf «offene Augen und Ohren» getroffen. Derweil löst sich die IG Unterstadt auf.

An jedem ersten Freitag des Monats soll in der Schaffhauser Innenstadt künftig etwas Besonderes zu erleben sein. Unter dem Namen «First Friday» sollen Handel, Gastro und Kultur mehr Menschen in die Innenstadt locken und die Besucherfrequenz auch in den Geschäften erhöhen.

Ein «Rheinlicht»-Festival soll, voraussichtlich erstmals im nächsten Januar, das bieten, was andere Städte bereits kennen: Ausgewählte Plätze und Gebäude werden durch Lichtkünstler in bunten Farben angestrahlt werden.

Und die Altstadt soll «instagramable» werden. An einem speziellen Foto-Spot sollen Besucher der Stadt ihr kreatives Erinnerungsfoto schiessen und den Namen Schaffhausens so überregional und in die Welt hinaustragen.

Dies sind drei der Ideen, welche die Koordinationsstelle Innenstadtentwicklung diese Woche bei der Mitgliederversammlung der Innenstadtvereinigung Pro City vorgestellt hat. Die von der Stadt finanzierte Stelle hat Ende Mai zusammen mit Vertretern von Pro City, dem Gewerbeverband, dem Einwohnerverein Altstadt, Schaffhausen Tourismus, der Wirtschaftsförderung und der IG Herrenacker ein erstes Meeting gehabt – und will jetzt in Teams an die Umsetzung dieser und weiterer Ideen gehen.

«Leerstände sind nur ein Symptom»

Wie der Leiter der Koordinationsstelle – umgangssprachlich: Citymanager – , Lukas Ottiger, sagt, sei es dabei darum gegangen, aus etwa 60 möglichen Ideen, die sein Team vorgeschlagen hat, geeignete herauszufiltern und zu priorisieren. «Schnell hat sich gezeigt, dass Massnahmen zur Belebung und Attraktivierung der Innenstadt hoch im Kurs sind.» In der konkreten Zusammenarbeit mit den Akteuren habe sich vor allem herauskristallisiert, dass die weiteren Handlungsfelder, die das Citymanager-Team definiert hatte, nicht zuerst angegangen werden, namentlich das Thema Leerstände. Zwar sei eine Art Meldestelle, ein «Stadtflüsterer», Dating-Anlässe zwischen Anbietern und Nachfragern von Gewerberäumen oder ein Projekt für einen hybriden Shop – anderswo heisst dies Markthalle – nach wie vor aktuell. «Aber wir sind alle schnell zu der Überzeugung gelangt, dass Leerstände ein Symptom sind, das zwar auffällt, aber wir noch weit vor den Sorgen anderer Städte entfernt sind.» Das Ziel von ersten Massnahmen müsse sein, die Besucherfrequenzen in der Innenstadt punktuell und langfristig zu steigern. «Die Leute müssen merken, dass etwas läuft in der Altstadt.» Dann werde die Innenstadt auch für potenzielle Ladenmieter interessant.

Sowohl die Erarbeitung der Ideen als auch deren Vorstellung an die Mitglieder von Pro City sei auf fruchtbaren Boden gefallen, so Ottiger. «Es herrschte eine äusserst konstruktive Atmosphäre. Alle wollen jetzt Gas geben.» Zu den einzelnen Vorhaben sind Teams zusammengestellt worden, die nebst der konkreten Umsetzung auch ein Finanzierungskonzept erarbeiten müssen. Diese soll, je nach Massnahme, vom Gewerbe selber kommen.

«Die Leute müssen merken, dass etwas läuft in der Altstadt.»

Lukas Ottiger, Schaffhauser Koordinator für die Innenstadtentwicklung

Auch Pro City hat an der Mitgliederversammlung ein Budget dafür reserviert. Vorstandsmitglied Bruno Jakob sagt, die anwesenden Mitglieder hätten die Ideen «mit offenen Augen und Ohren aufgenommen». Ihm selber gefalle vor allem das geplante «Rheinlicht -Festival». Etwas Ähnliches war bekanntlich letzten Herbst am «Stars in Town» auf dem Fronwagplatz zu sehen gewesen. «Ich denke, die Schaffhauserinnen und Schaffhauser haben nicht schlecht gestaunt, wie ungewohnt und zauberhaft ihre Altstadt in einer Lichtinszenierung plötzlich erstrahlt.»

Altstadt mit Beyoncé-Lichtshow

Die Lichtshow, die als jährlich wiederkehrender Event die Plätze und teils auch das Innere von ikonischen Altstadtgebäuden in neuem Licht erstrahlen lassen soll, könnte «den nach der Adventszeit oft etwas toten Januar» beleben, so Ottiger. Bei der Umsetzung wird kein Geringerer als der international für Beyoncé & Co. tätige Schaffhauser Lichtkünstler Roger Staub mitwirken – auch er bekanntlich im Team um Ottigers Mandat.

Von einer anderen Stadt, nämlich Bern, abgeguckt, ist eine Idee für den Instagram-Foto-Spot: Via eine Treppe gelangt man dort auf einen Altstadtbrunnen, dem die Brunnenfigur fehlt. Oben auf dem Podest angekommen, kann man sich vor der Altstadtkulisse in einer lustigen Pose ablichten lassen. «Das scheint dort ein Hit zu sein. Und sofort kam uns in den Sinn: Auch Schaffhausen hat doch einen Brunnen, dem eine Figur fehlt!» Es handelt sich um den 2014 wiederaufgebauten eisernen Brunnen am Freien Platz – touristisch ideal gelegen bei der Schifflände.

Neben den drei jetzt hauptsächlich vorangetriebenen Projekten sind auch andere in der Pipeline. So soll der «Stadtsummer» wiederbelebt werden, der 2020 einmal durchgeführt wurde. Ideen, wie ein «Tag des Erkers» oder ein Tag der offenen Dachterrassen oder Hinterhöfe, sind ebenfalls in der Pipeline.

Und Eltern können aufatmen: An bestimmten Tagen soll es in der Altstadt einen Kinderhütedienst geben – damit Eltern relaxter dem Shopping nachgehen können.

IG Unterstadt löst sich auf

An der Mitgliederversammlung von Pro City am vergangenen Montag wurde indes noch ein weiteres Traktandum behandelt, welches auf die Aktivitäten in der Altstadt nicht ohne Belang ist. Die IG Unterstadt hat bekannt gegeben, dass sie ihre Vereinsaktivitäten einstellen will und sich auflösen wird. Vorstandsmitglied Sepp Wäger erklärt gegenüber den SN, dass der Vorstand aus rüstigen Personen bestehe, die alle aufhören wollen. «Viele von uns machen das schon seit vielen, vielen Jahren. Und es ist uns nicht gelungen, Nachfolgerinnen und Nachfolger zu finden. Das Interesse ist gleich null.» Der Verein mit 120 Mitgliedern will sich deshalb auflösen und in der Pro City aufgehen – samt einem Restbetrag in der Vereinskasse. Den soll die Pro City aber nur für Projekte in der Unterstadt aufwenden dürfen.

Die IG Unterstadt zeichnete verantwortlich sowohl für das Unterstadtfest im Juli wie für den Chlausmarkt im Advent – beide Anlässe sind seit Corona nicht wieder organisiert worden. Ob sie wiederbelebt werden, und von wem, ist offen.

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