Auch die Ursachen für die Misere sind schnell benannt. Hohe Mieten, Einkaufstourismus, Onlinehandel. Schon vor Corona war die Bewertung des Einkaufs- und Gastronomieangebots in der Schaffhauser Altstadt ungenügend, wie eine Studie der Universität St. Gallen 2019 festhielt.
Doch nachdem jahrelang gebetsmühlenhaft wiederholt wurde, es müsse etwas passieren, scheint endlich ein Vorschlag auf dem Tisch zu liegen: Eine neue Koordinationsstelle soll die Akteure und Akteurinnen – wie Veranstalter, Gastronomie, Tourismus, Hotellerie und Detailhandel, Dienstleistung und Gewerbe – miteinander vernetzen, soll bei Leerständen mit den Eigentümern der Altstadtliegenschaften ins Gespräch treten und möglichst viele neue Ideen generieren, wie die Schaffhauser Altstadt attraktiviert werden kann.
Die Idee ist nicht neu: Ein sogenannter «City Manager» oder eine «City Managerin» war seit Jahren einer von vielen skizzierten Lösungswegen. Andere Städte haben längst Verantwortliche für die Innenstadtentwicklung eingesetzt. Von ihnen könnte man lernen. In Luzern entscheidet das Parlament kommende Woche, ob eine solche Stelle geschaffen werden soll. Nun scheint es, dass sich die Interessenverbände und die Stadt Schaffhausen zusammengefunden haben und etwas Ähnliches ausprobieren wollen.
Die Bezeichnung «City Manager» geht zwar gut von den Lippen, vermittelt aber ein möglicherweise gar einfaches Bild. Anders als eine Mall oder ein Freilicht-Vergnügungspark ist die Altstadt natürlich nicht einfach zentral zu managen. Der oder die Verantwortliche soll den Besucherschwund stoppen, die Innenstadt nach aussen verkaufen, ihre Vielseitigkeit hervorheben. Aber eben auch die Kräfte und finanziellen Möglichkeiten bündeln, Akteure mit unterschiedlichen Interessen und Ansichten vernetzen, in der Stadt ein Wir-Gefühl schaffen. Die Aufgabe ist komplex, gerade weil man die Mietpreise nicht beeinflussen kann.
Eine City Managerin oder ein Innenstadtentwickler könnte aber ein wichtiges Puzzleteil sein, um die Schaffhauser Altstadt als attraktiven Einkaufs- und Aufenthaltsort zu erhalten und weiterzuentwickeln. Welches genaue Jobprofil diese Stelle haben soll, darauf darf man nun gespannt sein. Noch dieses Jahr will der Stadtrat mit einer Vorlage vors Parlament. «Nägel mit Knöpfen», kündigte Stadtpräsident Peter Neukomm an.
Klar ist aber auch, dass ein Innenstadtentwickler einen klaren Fokus haben muss: Er ist kein Sozialarbeiter, kein Städteplaner, kein Kulturbeauftragter und kein Quartierentwickler – Doppelspurigkeiten mit bereits bestehenden Stellen müssen unbedingt vermieden werden.
Eine solche Stelle müsste klar auf die wirtschaftliche, touristische und kommerzielle Wirksamkeit ausgerichtet sein. Eine Art «Kümmerer», der dafür besorgt ist, dass möglichst viele Kunden in die Innenstadt kommen, um die Läden, Restaurants, Gassen und Plätze zu beleben – und den Detailhändlern, Dienstleistern und Gastronomen Umsatz zu bescheren.
Ein City Manager wäre im Grunde ein Standortförderer, wie der Kanton ihn in einer schwierigen Phase in den Neunzigerjahren geschaffen hat. Eine Art Wirtschaftsförderer für die Altstadt. Wenn sich die Stadt und die Interessensverbände zu einem solchen Profil durchringen können, dann wäre das ein vielversprechendes Vorhaben.
Daran wird sich auch zeigen, welchen Stellenwert die politischen Mehrheiten in der Stadt dem Gewerbe, dem Detailhandel und der Gastronomie zumessen. In der letzten Zeit waren die Signale für Gewerbler eher wenig ermutigend. Die Baustellen in der Stadt sorgen auf Monate hinaus für Lärm, Dreck, abnehmende Laufkundschaft, Parkplatzschwund und Umsatzeinbruch. Noch zeigt sich die Stadt hart und lehnt Entschädigungen grundsätzlich ab.
Der Leidensdruck ist gross. Alles lösen könnte ein City Manager nicht. Denn eines darf man nicht vergessen: Beitragen zu einem florierenden Altstadtgewerbe kann nämlich vor allem jeder Einzelne mit seinem Einkaufsverhalten.
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