Kein Ausweg aus dem Lädelisterben?

January 9, 2020

Ist das Lädelisterben unaufhaltsam? Nein, sagt Stadt-Redaktor Dario Muffler. Aber dafür sind Innovationen jetzt gefragter denn je, vor allem bei den Einzelhändlern.

Die neusten Zahlen zeigen es: Der Strukturwandel im Detailhandel hält an. Die Credit Suisse geht davon aus, dass die Umsätze im Detailhandel 2019 auf dem Vorjahresniveau verharren. Dass im letzten Jahr überhaupt ein verschwindend kleines Umsatzwachstum zu verzeichnen war, liegt einzig am wachsenden Online-Handel. Der Rückgang der Anzahl Läden dürfte 2020 hingegen anhalten, kommen die Experten der Schweizer Grossbank in ihrem neusten Bericht weiter zum Schluss. Düstere Aussichten, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Konjunktur und Arbeitsmarktsituation aktuell so gut wie schon lange nicht mehr sind – die Leute hätten also grundsätzlich Geld, um es für Einkäufe auszugeben.

Aus einer weiteren Ende 2019 veröffentlichten Studie ging zudem hervor, dass auch in Schaffhausen in den vergangenen Jahren mehr Ladenschliessungen als Neueröffnungen von Detailhandelsgeschäften verzeichnet wurden. Tatsächlich fallen einem in der Schaffhauser Innenstadt in regelmässigen Abständen neue Ladenschliessungen ins Auge – zum Teil stehen Ladenflächen an gut frequentierten Lagen leer.

Viele Leute bedauern zwar das Ladensterben. Gleichwohl kauft ein grosser Teil der Bevölkerung nicht in Kleinläden und Fachgeschäften ein, sondern bei Grossverteilern und in Onlineshops.

Aber nicht allen Geschäften geht es schlecht. Erfolgreich sind jene Geschäfte, die mehr bieten als gefüllte Gestelle. Um sich gegenüber dem preisgünstigen und grossen Angebot diverser Onlineshops ­abzuheben, müssen Verkaufsläden mit ihrer Einzigartigkeit überzeugen. Was es beim digitalen Einkaufen nicht gibt, ist eine sinnlich erfahrbare Atmosphäre und die kompetente persönliche Beratung: Einkaufen muss zum Erlebnis werden. Zudem sind regional hergestellte Produkte immer beliebter. Gefragt sind neue Konzepte, etwa Mehrfachnutzungen: Abholshop, Café und Blumenladen in einem. Die sich ändernden Einkaufsgewohnheiten lassen sich mit diesen Konzepten zwar nicht aufhalten. Rückgängige Umsätze nur dem Internet oder der Grenznähe ­anzulasten, greift aber zu kurz.

Schweizweit befasst man sich wegen der Auswirkungen leerer Ladenflächen in den Altstädten auch auf politischer Ebene mit dem Detailhandel. Das Ziel der Kommunen ist es, Altstädte als attraktiven Einkaufs- und Aufenthaltsort zu erhalten. In Schaffhausen haben sich die Stadtverwaltung und wichtige Wirtschaftsakteure der Innenstadt bereits 2015 zu Workshops getroffen und ein Strategiepapier ausgearbeitet. Diverse Vorhaben daraus konnten umgesetzt werden. Ein wichtiges Ziel wurde hingegen noch nicht erreicht: die Bündelung all jener Kräfte, die sich für eine ­lebendige Altstadt einsetzen. Ein Stück weit ist es nachvollziehbar, dass nach wie vor verschiedene Organisationen bestehen. Jede vertritt ihre eigenen Interessen, die nicht vollständig deckungsgleich sind.

Die Idee eines City-Managers, eines Koordinators fürs Einkaufs- und Gastronomieangebot in der Innenstadt, taucht im Strategiepapier ebenfalls auf. Der Innenstadt-Verantwortliche dürfte aber kaum alle Probleme lösen. Sein Einsatz könnte aber ein Puzzlestück sein. Doch bevor eine derartige Position besetzt werden kann, muss zuerst die Finanzierung ­geklärt werden: Es kann nicht alleinige Aufgabe der öffentlichen Hand sein, einen City-Manager zu bezahlen.

Fazit: Die Situation bleibt angespannt. Innovation und Durchhaltewillen sind gefragter denn je.

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