«Schaffhausen könnte zum Schoggimekka werden»

January 16, 2024

Im März eröffnet am ehemaligen Standort des «Kuoni» an der Vordergasse 18 eine neue Läderach-Filiale. Hat Schaffhausen auf den Chocolatier-Konzern gewartet? Der «Bock» sprach mit dem Reber-Chef, mit dem Citymanagement und mit Läderach.

Jubelgeschrei habe es keines gegeben, sagt Roman Diethelm, seit dem 1. Mai neuer Geschäftsführer und Inhaber der Confiserie Reber Schaffhauserzungen, auf die Frage, wie seine Reaktion gewesen sei, als bekannt wurde, dass der neue Nachbar vis-à-vis kein Geringerer als der Schokoladenkonzern Läderach ist. «Wir haben es einfach zur Kenntnis genommen», teilt der Konditor mit. Sorgen mache er sich keine, weil sich die Produktepalette nur marginal überschneide. «Nicht mal zehn Prozent macht das aus», meint Roman Diethelm und fügt an: «Zudem sind wir als kleiner Traditionsbetrieb viel flexibler, wenn die Kundschaft exklusive Wünsche hat.» Direkte Konkurrenz mit dem Café gebe es ebenfalls nicht, weil es beim neuen Nachbarn zum Beispiel keinen Kaffeeausschank gibt.

Schoggimekka Schaffhausen

Auch der Citymanager konnte seine Verwunderung nicht ganz verbergen, als bekannt wurde, dass Läderach in der Munotstadt eine neue Filiale bezieht. «Wir waren doch etwas überrascht, da es in Schaffhausen schon einige hervorragende Confiseriebetriebe gibt», teilt Lukas Ottiger gegenüber dem «Bock» mit. «Möglicherweise kann aber die Konkurrenz das Geschäft zusätzlich beleben und Schaffhausen entwickelt sich zu einem Schoggimekka», erhofft er sich.

SRF DOK deckte Skandal auf

Von aussen nicht sichtbar, wird jedoch im neuen Laden derzeit fleissig gehämmert und gezimmert, bis dann voraussichtlich Mitte März die Türen geöffnet werden. So weit, so gut, wenn da vergangenen September im SRF-DOK nicht dieser Skandal über den Sender gelaufen wäre. Dabei wurde der frühere Patron Jürg Läderach beschuldigt, in seiner eigens gegründeten Christlichen Schule im sanktgallischen Kaltbrunn Kinder misshandelt zu haben. Auch wurde offenbar eine damals 12-jährige Schülerin von einem Lehrer vergewaltigt. Auch das entging der Schaffhauser Bevölkerung nicht. Auf dem mit Folie zugeklebten Schaufenster prangt nebst dem Werbespruch «Der Genuss von frischer Schokolade» die Bemerkung «...und Gewalt an Kindern». Weder Reber-Inhaber Roman Diethelm noch der Citymanager wollen den Fall explizit kommentieren. Lukas Ottiger sagt, dass es an der Familie Läderach liege, auf diese Vorwürfe zu reagieren. «Als  Koordinationsstelle Innenstadtentwicklung kommentieren wir Angelegenheiten Einzelner nicht.»

Aufarbeitung bereits 2021

«Die SRF Dok hat uns auch sehr betroffen gemacht», erklärt Läderach-Sprecherin Stefanie Merlo auf Anfrage des «Bock». «Allerdings möchten wir festhalten, dass keinerlei Vorwürfe gegen das Unternehmen oder die heutige Unternehmergeneration erhoben worden sind.» Es ist ihnen wichtig zu betonen, dass sie die Vorkommnisse selbst aufs Schärfste verurteilen. Bereits 2021 wurden die Geschehnisse mittels einer umfänglichen Untersuchung schonungslos aufgearbeitet. Der aktuelle CEO und Sohn des beschuldigten ex-Patrons, Johannes Läderach, war ob der Doku ziemlich aufgewühlt. Er selbst kannte das «Klima der Angst», wie er kurz nach der Publikation gegenüber der «SonntagsZeitung» sagte.

Schoggi, Minimousse, Popcorn

Läderach freut sich, endlich auch Schaffhausen bedienen zu dürfen. «Wir wollen der neuen Kundschaft unsere bewährten Kreationen aus FrischSchoggi, Pralinés, Truffes, Minimousse oder Popcorn schmackhaft machen. Das genaue Eröffnungsdatum werde noch kommuniziert, teilt Stefanie Merlo mit. Geplant ist die Türöffnung auf Mitte März.

Quelle: Ronny Bien, Schaffhausen24